Verringerung posttraumatischer Störungen durch Transzendentale Meditation.

Psychologische Grundlagen:

Das posttraumatische Syndrom ist eine psychische Störung, die äußerst schwer zu behandeln ist. Sie tritt bei Opfern von Kriegen, Terror und Gewalt auf und bleibt oft noch Jahre und Jahrzehnte nach dem eigentlichen Trauma unverändert bestehen. Typische Anzeichen sind: Schlafstörungen, Depression, aggressive Ausbrüche, psychosomatische Störungen, Abstumpfung von Gefühlen, Ängste, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Schwierigkeiten, einer geregelten Arbeit nachzugehen und Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Normalerweise erhalten Patienten mit posttraumatischen Störungen intensive Psychotherapie, die wegen der Schwere der Symptome meist nur wenig auszurichten vermag. So gab es beispielsweise in Amerika nach Beendigung des Vietnamkriegs viele Vietnam-Veteranen, die sich auch nach Jahren nicht wieder in das soziale Leben integrieren konnten. Spezielle staatliche Veteranenzentren (PVA = Post-Vietnam Adjustment) versuchten ihnen mit verschiedenen Programmen zu helfen.

Da bereits viele wissenschaftliche Ergebnisse vorlagen, die zeigten, dass die  TM die Einzel-Symptome der posttraumatischen Störung messbar reduziert, setzten die Forscher Brooks und Scarano vom Department of Psychiatry der Universität von Colorado, Denver, die TM in der folgenden Untersuchung bei Vietnam-Veteranen ein. Sie wollten sehen, ob die TM auch unter erschwerter, therapieresistenter Bündelung von psychischen Problemen etwas auszurichten vermag. Bis 1981 gab es in der wissenschaftlichen Literatur nur Einzelfallbeschreibungen von Psychotherapieerfolgen; Dies war die erste kontrollierte Studie für eine therapeutische Strategie bei Vietnam-Veteranen überhaupt.

Durchführung der Untersuchung

Dieses einfachblinde, randomisierte, prospektive Forschungsprojekt wurde mit 18 Vietnam-Veteranen des Denver Vietnam Veterans Outreach Program („Vet-Center“) durchgeführt, die per Zufall entweder der Psychotherapie-Gruppe oder der TM-Gruppe zugeteilt wurden. Es wurden nur Veteranen genommen, die keine Drogen oder Psychopharmaka nahmen, noch nicht in der Psychiatrie gewesen waren und keine Selbstmord- oder Mordtendenzen zeigten. Vor Beginn der Studie war kein signifikanter Unterschied zwischen den Teilnehmern beider Gruppen (t-Test), die Männer waren im Mittel 33,3 Jahre alt, ihre Störungen waren messbar gleich ausgeprägt; lediglich die Schlafstörungen waren bei der Psychotherapiegruppe etwas ausgeprägter als bei den Teilnehmern der TM-Gruppe.

Neben der TM-Einweisung trafen sich die Veteranen der TM-Gruppe zu einem wöchentlichen einstündigen Folgetreffen. Die Veteranen der Psychotherapie-Gruppe erhielten wöchentlich eine Stunde Psychotherapie und bei Bedarf auch Gruppen und/oder Familientherapie.

Zum Beginn und nach Studienende 3 Monate später füllten alle Veteranen verschiedene standardisierte Fragebögen aus, die von einem unabhängigen Untersucher blind ausgewertet wurden:

  • ‚Post-Vietnam Stress-Disorder‘ (PVSD)
  • eine Erhebung zu Ängsten (‚Taylor Manifest Anxiety Scale‘ ),
  • Depression (‚Beck Depression Inventory‘),
  • ‚Dr. Figleys Fragebogen zur Bewertung der Wiedereingliederung von Vietnam-Veteranen‘. Hierbei

bewerteten die Probanden Alkohol- und Familienprobleme, Schlafstörungen und Schwierigkeiten,

eine Anstellung zu finden, in einer Skala von 1 – 4 (1 = große Probleme, 4 = keine Probleme).

  • Zusätzlich bestimmten die Forscher die Gewöhnungsreaktion an einen akustischen Stressreiz mit

Hilfe des Hautwiderstands. Dabei spielten sie dem Probanden über einen Kopfhörer wiederholt Töne

vor und ermittelten, nach wieviel Tönen der Hautwidestand sich nicht mehr erniedrigte.

Ergebnisse

Getestet wurden die Daten mit der Kovarianz-Analyse. Trotz der geringen Stichprobengröße besserten sich die Veteranen der TM-Gruppe in allen gemessenen Bereichen so deutlich, dass alle Skalen signifikant waren, während die wöchentliche Psychotherapie in keinem einzigen Bereich Verbesserungen erzeugte.

Es lohnt sich, sich wenigsten einmal genau die Zahlenwerte anzusehen und zu vergleichen:

TM Psychotherapie
Gemessener Bereich vor nach Signifikanz vor nach Signifikanz
Post-Vietnam-Stress-Störung 9,7 5,8 p < .001 11,71 10,86 n.s.
Emotionale Abgestumpftheit 3,70 1,70 p < .005 3,75 3,50 n.s
Taylor Angst-Skala 16,50 9,10 p < .001 18,25 18,62 n.s.
Beck Depressions-Skala 16,60 7,60 p < .001 20,62 19,75 n.s
Alkoholkonsum 2,00 3,67 p < .005 2,17 2,17 n.s.
Schlaflosigkeit 2,71 3,71 p < .001 1,57 1,43 n.s.
Arbeit/Anstellung 2,25 3,50 p < .01 2,40 2,80 n.s.
Familienprobleme 2,12 3,25 p < .05 2,14 2,29 n.s.
Hautwiderstand-Stressreaktion 18,80 10,50 p < .10 19,16 23,00 n.s.

Besondere Bedeutung

Die TM ist – zumindest in dieser kleinen, aber immerhin kontrollierten Studie – deutlich psychotherapeutischen Verfahren überlegen. Und dies bei Personen, die schon jahrelang unter der schwerst therapierbaren psychischen Störung, dem posttraumatische Stress-Syndrom, litten. Der Einsatz der TM ist gleichzeitig weit weniger kosten- und personalintensiv als psychotherapeutische Behandlungen.

Weitere Untersuchungen zum Thema

Insgesamt 50 Studien finden sich im Original in den Collected Papers, Vol. 1-5, die die Entwicklung der Persönlichkeit anhand psychologischer Messverfahren bestätigen. TM-Meditierende zeigen demnach im Vergleich mit Nicht-Meditierenden weniger Ängste, weniger Neurotizismus, weniger Depression, weniger Aggression, weniger Introvertiertheit (Nach-Innen-Zurückgezogenheit) und weniger Nervosität. Statt dessen entwickeln sie mehr Selbstverwirklichung, spontanere Wahrnehmung positiverer Inhalte, positiveren, freundlicheren Umgang mit Anderen, größere psychische Gesundheit, mehr Selbstvertrauen, mehr Humor etc..

Referenz

Journal of Counseling and Development, 1986, 64, S. 212 – 215, in Collected Papers, Vol 4, Paper 313, S. 2446-2452

Meta-Analyse zur Selbstverwirklichung

Eine statistische Meta-Analyse aller verfügbaren Studien (42 Studien) bis 1991 zeigt, dass die TM in puncto Selbstverwirklichung (Integration und Stabilität der Persönlichkeit, Selbstvertrauen, emotionale Reife, Fähigkeit zu warmen zwischenmenschlichen Beziehungen und anpassungsfähiges Verhalten bei Herausforderungen) mehr als doppelt so wirkungsvoll ist wie Konzentration, Kontemplation und andere Entspannungstechniken.

Journal of Social Behaviour and Personality  6, 1991, S. 189-247